Friday 29 May 2009

BSK-Gruppe besucht Südafrika

REISEBERICHT:

BSK (Bundesverband Selbsthilfe Körperbehinderte) - Gruppenreise nach Südafrika

Kapstadt & Krüger Nationalpark / 22.5.-5.6.2009

1. Tag, Anreise Frankfurt - Kapstadt

2. Tag, De Nordhoek - Waterfront

Nach einem Zwischenstopp in London landen wir, Antonie („Toni“) mit Tochter Stefani, ich, Rudi, als Reiseleiter des BSK sowie Katja und Maria nach etwa 12 Stunden etwas müde in Kapstadt, Südafrika in aller Welt bekannt als Cape Town.

Wir werden bereits erwartet von der örtlichen Reiseleitung und ihrem Mann. Beide,wie sich bald zeigen wird, zuvorkommend, äußerst zuverlässig und erfahren.

Unsere 45minütige Fahrt geht heraus aus der Metropole über eine Hügelkette und entlang dem Atlantik nach Noordhoek. Hier, im 4*Hotel „De Nordhoek“ werden wir die nächsten fünf Tage untergebracht sein. Es ist ein ziemlich neues, gemütliches Hotel mit freundlichem Personal, gelegen in einem sauberen und gepflegten Farmerdorf.

Schon am frühen Nachmittag fährt unsere Reiseleitung mit uns zurück nach Kapstadt.Bald sind wir an der Waterfront, direkt am Hafen der Großstadt. Hier trifft sich die Welt!

Wir fotografieren den Clock-Tower (Glockenturm), von dem aus täglich ein Boot zur vorgelagerten

Robben-Insel ablegt, auf der der weltweit hochgeachtete Nelson Mandela viele Jahre als politischer Gefangener gehalten wurde. Es ist jetzt ein nationales Museum.

Auf unserem Rundgang besichtigen wir die lebensgroßen Bronze-Skulpturen der vier Nobelpreisträger von Südafrika:

De Clark, der letzte Präsident von SA. Er schaffte die Apartheid ab. Dann Bischof Desmond Tu Tu, Freiheitskämpfer Albert Luthuli und natürlich Nelson Mandela.

Zum gemütlichen Kaffee auf der Freiterrasse am Hafen eingekehrt, beglückenuns spirituelle Gesangsgruppen eingeborener Frauen in ihren bunten Stammestrachten.Nach gutem Abendessen in gemütlicher Runde fahren wir zurück zum Hotel, wo wir glücklich, aber müde in unsere Betten fallen.


3.Tag

Schon bald werden wir vom Hahn geweckt. Wir können noch liegen bleiben,freuen uns aber schon auf unsere Reiseleiterin. Es geht doch nach Simontown, am Indischen Ozean. Hier, am false bay (falsche Bucht), halten wir an. Sofort umringt eine Sippe Paviane unseren Kleinbus. Natürlich halten wir uns an den Rat, alle Fenster geschlossen zu halten. Besonders, als ein Artgenosse das Dach unseres Fahrzeuges erklimmt. Füttern ist streng untersagt. Zum einen, weil Wurst und Bonbon nicht artgerecht sind. Zum anderen aber werden die artverwandten Nimmersatte aggressiver, wird doch die freiwillige Futtergabe als Unterwerfung gewertet und animiert zu noch aggressiverem Fordern. Insbesondere durch den Leitaffen, der sich bestätigt fühlt. Seine kräftigen Backenzähne machen Angst.

Bald gelangen wir zur Pinguin Kolonie, ideal gelegen an der „Boulders Beach“. Ihre Vorfahren wurden von Seefahrern aus der Antarktis eingeführt. Sie fühlen sich offensichtlich wohl hier, wie die vielen Brutplätze und Jungtiere zeigen.

Weiter geht’s zum Kap der guten Hoffnung, dem zerklüfteten Felsmassiv an der Küste, wo vor erdenklichen Zeiten Endstation für mutige Seefahrer aus aller Welt war.

Wir haben das Glück, auf der Weiterfahrt zum Cap Point eine kleine Gruppe der seltenen Bergzebras zu beobachten.

Leider ist die Zahnradbahn zum Leuchtturm heute defekt. Aber auch von der Bahnstation aus haben wir einen tollen Ausblick.


4. Tag

Die alte, westeuropäisch anmutende Universitätsstadt Stellenbosch fällt auf durch die schmucken Jugendstil- und Fachwerkhäuser, saubere Straßen, freundliche, geschmackvoll gekleidete Menschen. Es ist das Zentrum der bekanntesten Weinregion und zeugt von einer alten Weinkultur, die einst aus Holland und Deutschland hierher gebracht wurde. Etwas außerhalb liegt das Weingut Delheim inmitten weiter Weinberge. Man fühlt sich gleich wohl hier. Im urgemütlichen Keller verkosten wir mehrere

Proben der edlen Getränke, kredenzt von einem Landsmann. Auf der Rückfahrt lädt uns der Familien-Camp Spier zum verweilen ein. Am Fischteich im Park lassen wir uns neben fleißigen Haubentauchern und flinken Eichhörnchen unseres Vesper schmecken.


5.Tag

Wir brechen bei wunderschönem Wetter auf zum 1.067 m hohen Tafelberg (table montain).

Als wir in der Gondel bei bester Sicht nach oben schweben, wird uns klar, wie recht unsere Reiseleiterin hatte, diese Fahrt auf heute zu verschieben. Im Innern der Gondel dreht sich die Plattform. Deshalb kommen auch unsere Rollstuhlfahrer auf der berauschenden Fahrt voll auf ihre Kosten. Nach der Bergstation erfahren wir die Vorteile eines Tafelberges für unsere Rollstuhlfahrer. Man kann sie vergleichbar leicht auf den Wegen schieben. Hin zu den besten Aussichtspunkten in alle Richtungen. Mit Blick zum Atlantik und zum Indischen Ozean. Unter uns bizarre Steilklippen und Felsenriffe. Eine historische Zeittafel erinnert an die hier auf dem Meeresgrund liegenden Wracks mitsamt ihren Opfern. Der heutige Panamakanal zwischen Nord- und Südamerika erspart heute durch die Abkürzung vielen Seefahrern ein ähnliches Schicksal. Weiter geht die Fahrt zum benachbarten Signal Hill (Signal-Hügel). Von hier blikken wir hinunter zur Groß-Baustelle des neuen Fußballstadions in Kapstadt, wo 2010 große Begegnungen und das Endspiel der Fußball-WM ausgetragen werden.

Wir erfahren, dass von diesem Hügel ein lauter Kanonenschuss, täglich punkt 12 Uhr, den alten Seefahrern akustisch die Orientierung bei den hier häufigen Nebeln ermöglichte. Die anschließende Stadtrundfahrt durch Kapstadt führt uns vorbei an den bunten Häuschen (Cap Colours) der früheren malaiischen Sklaven, der Universität und der Ruine der für immer unfertigen großen Stadtbrücke über das Stadtzentrum. Zwei Architekten der Brücke hatten sich, jeweils beim Bau ihrer Hälfte so sehr verrechnet, dass sie das geplante Zusammentreffen der Brückenteile stark verfehlten. Ein Abbruch käme zu teuer. Ein gemütliches Eisessen an der Waterfront bei herrlichem Wetter und ein Spaziergang durch die große Shopping Mall runden unsere Stadtbesichtigung ab. Küstenstraße Chapmans Peak, wo wir um 18:00 Uhr einen unvergesslich schönen Sonnenuntergang über dem spiegelglatten Ozean erleben dürfen. Im Herbst bringen Wale hier gern ihre Jungen zur Welt.


6. Tag, Kapstadt - Johannesburg

Nach zweistündigem Flug erreichen wir Johannesburg oder „Joburg”, wie sie hier sagen.

Wir sitzen zum ersten Mal in einem voll geländetauglichen Fahrzeug mit Safari-Aufbau und Rollstuhllift. Alles Spezialanfertigung. Wir übernachten im Willow Park Hotel. Es ist auch Tagungszentrum für vorwiegend dunkelhäutige Staatsbürger, wie wir beim Frühstück an den immer freundlichen Gesichten

erblicken.


7. Tag, Johannesburg - Krüger Nationalpark

Bei unserem Aufbruch am Morgen ist die Parkwiese vor dem Hotel voller Reif. Hier in SA Reif? Wir erkennen deutlich, dass hier der Herbst naht und nicht, wie zu Hause, der Sommer. Die Reise führt uns zunächst Richtung Nelspruit. Unterwegs, auf der Fahrt ostwärts durch die „rollenden Hügel” vom

Highveld, steigt die 24jährige dunkelhäutige „Mika” in Führerhaus zu. Sie ist immer freundlich und wird uns als Köchin bis zum letzten Reisetag begleiten. Nachts schläft sie im Safariaufbau und bewacht somit Fahrzeug samt Proviant. Das Mittagessen nehmen wir gemütlich auf der Freiterrasse des Rasthauses ein. Der Teich unter uns voller kapitaler Karpfen, zum Greifen nahe. Bald lassen wir die Steppen des Highveldes (Hochebene) mit vereinzelt großen Mais- und Rübenfeldern hinter uns. Je mehr wir ins breite Tal kommen, desto grüner wird die Landschaft. Zunächst einzelne Laub- und Nadelbäume gehen bald in Mischwälder über, die sich bis auf die Im Tal, neben der Eisenbahnlinie, begegnen uns Dörfer und große Orangenplantagen mit Bewässerungsfontänen.

Die nächsten Aktionstage sind wir im Krüger Nationalpark. Dieser zwei Hektar große Park ist das Zuhause der bekannten „Big Five”: Elefant, Leopard, Löwe, Nashorn, Büffel (Jeder sollte sie in der Wildnis gesehen haben!) und vieler Arten von Tieren und Pflanzen. Den KNP betreten wir von Süden her und unser Stopp für eine Nacht ist das Camp Crocodile Bridge. Wir beziehen zwei kleine Bungalows. Für uns wird zum Abendessen vor den Häuschen Leckeres gegrillt. Noch lange leuchten wir mit der Taschenlampe den Schatten und Geräuschen neben dem Camp nach.


8.Tag, zum Camp Satara

Beim Frühstück um 6:30 Uhr erfahren wir, dass die Tierlaute der Nacht als die eines Adlers am nahen River, eines Löwen und einer Hyäne gedeutet waren. Wie gut, dass unser Camp durch einen festen Zaun gut gesichert war! Weiter geht’s ins nördlich gelegene, bekannte Camp Satara.

Was bekommen wir schon bald von unserem Safari-Fahrzeug herab zu sehen und vor die Camera, alles aus nächster Nähe? Zuerst taucht ein mächtiger Elefantenbulle auf. Er wirkt gereizt; es ist Brunftzeit. Der Motor bleibt an, der Rückwärtsgang ist eingelegt. Man durfte sich nur langsam entfernen.

Bald danach sehen wir drei Geparden und nicht viel später ein Breitmaul-Nashorn. Es folgen Kudu-Männchen (mit Hörnern) und Weibchen, Impala, Hyänen, stolze Giraffen.

Diverse Aasgeier beobachten uns argwöhnisch von Bäumen, andere kreisen vermutlich über einem Kadaver.

An einer Wasserstelle sonnen sich große Flusspferde am Ufer und satte zwölf Krokodile im Sand. Ihr Frühstück dürften sie sich geholt haben, als sie zur Morgendämmerung vor Impala, Zebra und anderen Opfern plötzlich aus dem Wasser auftauchten. Am Rastplatz Tshokwane belagern uns herrliche, in türkis schimmernde Vögel. Etwas später sehen wir eine Riesenherde von Büffeln nahe einem Wasserreservoir. Hier schleichen drei Junglöwen an, werden aber schnell vom Bullen in die Flucht geschlagen.


9. Tag, Frühpirsch beim Camp Satara

Heute klingelt der Wecker schon um fünf Uhr. Der Sonnenaufgang hier ist ein unvergessliches Erlebnis: In tiefrot eingetauchte, wildschöne Landschaft, morgendliche Tierlaute, exotischen Gerüche und Düfte…man muss es selbst gesehen und gespürt haben! Hier drüben stelzt eine Riesentrappe durchs braune Gras. Da grast ein Spitzmaul-Nashorn neben einem jungen Elefanten. Wieder eine riesengroße Büffelherde! Dort ruht ein Löwenmännchen mit prächtig hellbraun glänzender Mähne in der Sonne und dann noch drei Weibchen. Sie beäugen uns neugierig. Zunehmend schätzen wir die gute Sicht von den hochgelegen Sitzen unseres Fahrzeuges herab.

Dort: ein Buschbockpärchen, ungestört bei der Paarung. Es folgen eine Großfamilie Paviane, diverse Zebras, Gnus, Wasserböcke, Nashörner, kämpfende Warzenschweine sowie ein großer, bunter Südlicher Hornrabenvogel. Zurück im Camp gibt’s beim Barbecue mit Chicken, Mais, grünem Salat, exotischen Früchten und Kaffee viel zu erzählen. Nach einer weiteren Pirsch bis zum Hereinbrechen der Dunkelheit geht’s bald müde ins Bett.


10. Tag, Aufbruch nach Tamboti

Nach dem Frühstück brechen wir auf zum Zelt-Camp Tamboti. Bereits wenige Kilometer nach dem Camp entdeckt unsere Reiseleiterin gleich neben der Straße im niederen Baum zwei Leoparden, normal als Einzelgänger bekannt, doch jetzt ist Paarungszeit. Die beiden hatten ein Impala (eine Antilopenart) da hinaufgeschleppt. Allein möchte ich nicht in ihre Nähe gekommen sein! Die frischen Reste des Impala baumeln vom Ast…Bei der Weiterfahrt beobachten wir wieder sechs Tiere eines Löwenrudels satt und etwas verstreut, aber alle in Blickkontakt, in der Sonne liegen. Ihr breakfest wird wohl gerade verdaut. Vor dem Eintreffen im neuen Camp beobachten wir eine Großfamilie mit 12 Giraffen und bald darauf, aus sicherer Anhöhe, eine große Elefantenfamilie in ihrem Verhalten in freier Wildbahn.


11. Tag,

Unvergesslich ist unser Ausflug in das Freilichtmuseum der alten, strohgedeckten Tiklay -Game-Ranch, erbaut hinter einem hohen, runden Palisadenzaun. Zum Schutz gegen Stammesfeinde, wilden Tieren und sommerlicher Hitze bauten sich die Bewohner klug durchdachte Hütten und Tiergehege.

Schwarzhäutige Frauen und ein junger Mann, alle in Stammestracht, erklären uns ihre Geschichte und ihr Leben. Wir dürfen mit primitivem Werkzeug Marulla-Nüsse zerstampfen, lernen Sisal-Schnüre auf dem Fuß zusammenzwirbeln und dürfen uns beim Weben einfacher Sisalmatten versuchen.

Zum Abschied genießen wir die in einfachen Töpfen frisch über dem großen Stammesfeuer zubereiteten Speisen. Man reicht uns Wasserschalen zum Säubern der Hände und wir essen, wie früher alle im Stamm, mit den Fingern.


12. -13. Tag

Gut, dass ich mir gestern Abend eine zweite Decke ans Fußende bereitgelegt habe. So kann ich sie gegen drei Uhr nur hochziehen. Gegen Morgen ist es bei ca. 6 Grad auch noch frisch. Dafür gab es auch jetzt keine Stechmücke! Nach einem heißen Duschbad und leckerem Frühstück sind alle guter Stimmung, als wir gegen neun Uhr die Weiterreise zu einem ausgezeichneten Privat Game Reserve Tshukudu antreten, wo wir die letzten Nächte verbringen werden. Ohnehin haben wir im gesamten Nationalpark Glück mit dem Wetter und bereits am frühen Vormittag wärmen uns wie immer die Sonnenstrahlen. Das Camp ist in der Welt dafür berühmt, in der Wildnis Tiere wieder zurückzuführen in ihrem Löwenprojekt. Wir lernen Vieles über die Tiere, können nahe bei den Löwen sein und berühren sogar einen wilden Gepard mit seinen drei Babys.

Dabei begleiten wir den Ranger in seinem Safari-Jeep auf Früh- und Nachtpirschfahrten. Vorbei an Nashörnern, Löwen, Fischadlern, Krokodilen, Flusspferden, Schakalen, Luchs. Auch die Reifenpanne am rechten Hinterrad bei Dämmerlicht ist bald behoben, ohne dass alle aussteigen müssen. Am Mittwoch starten wir zum wilden Flusspferd Jessica. Es kommt im Fluss außerhalb der Paarungszeit heraufgeschwommen und weiß, dass ihn hier am Ufer leckere Maiskolben und süßer Saft aus der Nuckelflasche erwarten. Dafür lässt es sich von uns streicheln.


14. Tag Aufbruch nach Hause

Alles Schöne geht einmal zu Ende! So geht es nach dem Frühstück zurück nach Johannisburg. Zur Abwechslung fahren wir jetzt eine andere Strecke über die Drakesberge, vorbei an herbstlich trockenen Grasflächen.

Am Airport heißt es Abschied nehmen von unserer Reisebegleitung. Sie haben ihre Arbeit gut gemacht! Die Zeit bis zum Abflug vergeht rasch. Für den Rückflug brauchen wir unsere Reisekoffer nun doch nicht in Folie einschweißen zu lassen.

Nach ruhigem Flug mit der British Airways kommen wir wohlbehalten, aber müde am Freitag, um 13:20 Uhr in Frankfurt an. Der Abschied fällt uns wirklich nicht leicht. Wir waren eine kleine Familie auf Zeit, eine Urlaubsfamilie des BSK - mit lebenslangen Erinnerungen. Südafrika und den Krüger Nationalpark muss man einfach erlebt haben! Bilder: BSK Reiseservice

Euer Rudi Furtak, Reiseleitung des BSK Reiseservice